In der Literatur werden diese ungebetenen Gäste auch nicht gerade häufig beschrieben, und die Mitteilsamkeit anderer Aquarianer läßt hier häufig zu wünschen übrig. Denn wer gibt schon gerne zu, daß man sich gerade mal wieder etwas ins Becken eingeschleppt hat!
Parasiten in den Seewasseraquarien sind ein schier unerschöpfliches Thema, über die man - ihre Bekämpfung eingeschlossen, abendeweise diskutieren kann. Die am häufigsten auftretenden Parasiten sollen hier besprochen werden.
Die Planarien aus der Familie der Plattwürmer dürften wohl die bekanntesten Plagegeister sein. So ziemlich jeder dürfte schon mit ihnen Bekanntschaft gemacht haben.
So sehr gefürchtet sind sie allerdings zu unrecht, denn Planarien sind selten rein parasitär. Planarienbefall stellt meist eine Massenentfaltung von Restfressern und fakultativen Schmarotzern, also Gelegenheitsparasiten dar. Die Planarien treten in allerlei bunt gefärbten Exemplaren auf.
Weiße Planarien, die bis zu 1/2 cm groß werden, treten in fast jedem Becken auf. Sie werden meist mit lebenden Steinen eingeschleppt.
Diese Strudelwürmer vermehren sich oft nach der Massenentwicklung winziger Copepoden, also winziger Krebse, z.B. den Tisbe-Arten. Diese Krebschen geben Duftstoffe ab, auf Grund derer sie von den Planarien verfolgt werden. Bricht die Population der Krebse zusammen, so geht auch die Vermehrung der Planarien zurück. Befinden sich Fische im Becken, die sich ebenfalls von diesen Kleinkrebsen ernähren, verschwinden die "doppelschwänzigen" Planarien meist ganz von selbst.
Am bekanntesten und gefürchtetsten sind in unseren Becken die "roten" Planarien. Sie sind meist rötlich oder olive-beige gefärbt. Ursächlich für die Farbe der Planarien sind meist symbiotische Algen.
Die roten Planarien sind deshalb in der Regel an gut beleuchteten Stellen im Aquarium zu finden. Diese Planarien lassen sich auch auf Blumentieren nieder. Die Population ist dann teilweise so dicht, daß sie die befallenen Tiere regelrecht zu ersticken scheint.
Meine erste Bekanntschaft mit roten Planarien habe ich in einem öffentlichen Aquarium gemacht. Vorher hatte ich diese Wesen noch nie zu Gesicht bekommen, dem Namen nach waren sie mir allerdings bekannt.
Hier war ein Becken von einer derartigen Massenpopulation heimgesucht, daß ich angesichts dieser schönen terrakottafarbenen, schuppenartig wachsenden und große Flächen überziehenden "Alge" in wahre Begeisterung ausbrach!
Planarien gefährden besonders Scheibenanemonen. Auch großpolypigen Steinkorallen wie die Blasenkoralle Plerogyra sinuosa und Euphyllia-Arten sowie Weichkorallen der Arten Cladiella und Litophyton werden gerne befallen. Die Planarien sind den befallenen Tieren in der Farbe oft erstaunlich gut angepaßt.
Bei diesen Planarien kann aber davon ausgegangen werden, daß sie keine "echten" Parasiten sind, sondern sie ernähren sich überwiegend vom Schleim der Wirtstiere oder dort anhaftenden mikroskopisch kleinen Partikelchen.
Manche Arten dieser Strudelwürmer scheiden einen zähen, offensichtlich auch giftigen Schleim ab, von dem sich die Wirtstiere kaum befreien können.
Es wurde des öfteren publiziert, daß der braune Leierfisch, synchiropus ocellaris und einige Thaladsoma-Arten sowie kleine Lippfische wie der Sechsstreifenlippfisch oder gelbe Coris oder Chelmon rostratus oder ... oder ... Planarien fressen.
Dies mag in der Tat gelegentlich vorkommen, aber zu seiner Leib- und Magenspeise hat noch keiner dieser Fische die Planarien auserkoren, so daß für den Einsatz gegen eine Massenpopulation in keinem Fall geeignet sind.
Unter den Planarien gibt es auch Arten, die nicht parasitär leben, sondern sich von Mikroalgen, insbesondere den Kieselalgen ernähren.
Untertassengroße Ansammlungen an der Dekoration oder der algenbewachsenen Scheibe sind dann keine Seltenheit. Das Vermehrungspotential der Planarien ist enorm. In kurzen Zeitintervallen vermehren sie sich sowohl geschlechtlich als auch ungeschlechtlich. Diese Art der Vermehrung trägt wesentlich zur Arterhaltung bei, nachdem die Tiere der ungeschlechtlichen Vermehrung sehr anfällig für Parasiten wie z.B. Amöben sind.
Auf eine Generation der geschlechtlichen Vermehrung, bei der sich ca. 7 Junge entwickeln, folgt eine Generation der ungeschlechtlichen, wobei nur 1 Junges entsteht. Bei einer Hochrechnung des Vermehrungspotentials ergibt dies zunächst keinen Sinn. Geht man davon aus, daß 7 Tiere von einer geschlechtlichen Vermehrung sich ungeschlechtlich vermehren, dabei nur insgesamt 7 Junge erzeugen und erst in der darauffolgenden Generation, die sich wieder zwingend geschlechtlich vermehrt, 7 x 7 Jungtiere - nämlich 49 - erzeugen, kann man dieses ungeheure Vermehrungspotential leicht nachvollziehen.
Die regelmäßige geschlechtliche Vermehrung ist jedoch, wie vorher schon erwähnt, zwingend notwendig, da bei reiner ungeschlechtlicher Vermehrung das Immunsystem dieser Tiere rasch zusammenbrechen würde.
Bei dieser von der Natur bestausgeklügelstem Vermehrungssystem ist eine sinnvolle und somit effektive Bekämpfung dieser Parasiten dringend notwendig. Oberstes Gebot ist deshalb zur Vermeidung eines Planarienbefalls die genaue Untersuchung eines neu erworbenen Tieres.
Lederkorallen, die in geringen Tiefen vorkommen, können bedenkenlos einem einige Sekunden (4 - 5 Sek.) dauernden Süßwasserbad unterzogen werden. Durch den unterschiedlichen osmotischen Druck sterben die Planarien in der Regel sofort ab.
Zu den süßwasserverträglichen Arten zählen die Sarcophyton-, Sinularia- und Lobophyton-Arten.
Ein Becken mit Weich- und Lederkorallen ist bei Planarien ebenfalls sehr beliebt.
Die effektivste Art der Planarienbekämpfung stellt jedoch das Absaugen der Tiere dar. Wer hier ständig am Arbeiten ist, kann die Plage ohne weiteres in den Griff bekommen.
Es wurde gelegentlich auch berichtet, daß die Dichte des Wassers eine Rolle spielt. So soll der Befall des Beckens bei Dichten zwischen 1,022 und 1,024 weniger häufig sein als bei einer solchen unter 1,020.
Ähnlich verhalten soll es sich bei der Höhe des pH-Wertes. So sollen sie häufiger bei Werten unter 8,1 auftreten. Bei Werten darüber oder gar über 8,4 sollen sie weit weniger oft auftreten. Durch Zugabe von Kalkwasser (Calciumhydroxidlauge) kann der pH-Wert einfach angehoben werden.
Eine "Holzhammermethode" - und daher nur im äußersten Notfall anzuwenden, ist die Behandlung mit Concurat L. Concurat L tötet schnell und sicher ab - belastet dabei aber durch die abgestorbenen Tierchen das Becken bis an die Grenzen. Eine vorherige Absaugaktion ist auch hier unerläßlich.
Anzumerken ist noch, daß die "guten", algenfressenden Planarien von den "bösen, schädigenden meist nur unter dem Mikroskop voneinander zu unterscheiden sind.
Ein weiterer, leider großer Teil schmarotzender Aquarienbewohner sind die Borstenwürmer. Sie zählen zu den Vielborstern und fressen in der Regel alles an, was sich an sessilen oder ausgesprochen langsam bewegenden Wirbellosen im Becken befindet.
Es gibt verschiedene Arten von Borstenwürmern. Viele finden wir in unsere Becken im Bodengrund. Diese sind in der Regel nicht allzu gefährlich. Sie aus dem Becken zu entfernen, ist nicht weiter schwierig. GÜNTHER JAKOB von der Gesellschaft für Meeresaquaristik Ulm e.V. hat eine exzellent funktionierende Borstenwurmfalle konzipiert, mit der diesen Plagegeistern bei etwas Geduld und Ausdauer gut beizukommen ist. Hierüber hat er auch in einer vorausgegangenen Ausgabe von "Marinlife" (Ausgabe 15) geschrieben.
Diese im Bodengrund lebenden Borstenwürmer besitzen zudem eine ganze Reihe natürlicher Freßfeinde. Da die Würmer in der Regel nicht allzu groß werden, werden sie von einigen Lippfischarten, Krabben oder auch Einsiedlerkrebsen gerne gefressen
Nicht ganz so einfach zu bekämpfen sind die großen Borstenwürmer der Nereis- oder Eunice-Arten. Sie werden in unseren Becken oft recht groß; die Nereis-Arten werden bis zu 25 cm, die Eunice-Arten hingegen bis zu 50 cm groß. Vor ihnen ist im Aquarium nichts sicher. Diese recht intelligenten und daher schlecht zu fangenden Tiere greifen sogar Fische an, die sie auf ihren nächtlichen Raubzügen an ihren Schlafplätzen überraschen. Auch andere
Tiere wie Röhrenwürmer, Muscheln und nicht zuletzt Lederkorallen und andere festsitzende Niedere Tiere sind vor ihnen nicht sicher.
Mit der zuvor erwähnten Borstenwurmfalle ist ihnen jedoch ebenfalls beizukommen. Mit der ungeschützten Hand sollte man jedoch nicht nach ihnen greifen. Manch einer von uns hat so schon mit Hermodice carunculata, dem Feuerborstenwurm, Bekanntschaft geschlossen, nachdem dessen unzählige glasharte
Borsten in die Haut eingedrungen sind und dort ein teuflisches Brennen verursacht haben. Alle großen Borstenwürmer können zudem ganz ordentlich zubeißen.
Äußerst verhaßt sind dem Aquarianer die Art Borstenwürmer, die - wie z.B. die nur wenige Millimeter langen Polychaeten - ganz spezifische Freßfeinde sind und z.B. auf Lederkorallen parasiteren. Diese Tiere weisen dann ganz typische Fraßpuren auf. An deren Ende sitzt in einem Häufchen aus Wurmkot, Detrius und Zooxanthellen der Wurm. Wer nicht beizeiten ein Auge auf seine Pfleglinge wirft, muß unter Umständen Verluste hinnehmen.
Die Würmer wandern tief in das Gewebe, und das befallene Tier ist oft nicht mehr zu retten. Außer den Fraßspuren ist für uns nichts weiter sichtbar, da der Borstenwurm seinen Wirt nicht verläßt. Bei geringeren Fraßspuren kann
man das Gewebe großzügig ausschneiden. Sind die Fraßspuren jedoch sehr tief, tut man gut daran, sich von seinem Pflegling zu trennen und ihn wegzuwerfen. Was uns natürlich nicht daran hindern sollte, noch nicht befallene Stücke herauszuschneiden und neue Tiere zu ziehen.
Borstenwürmer kommen eigentlich in allen Becken vor. Und im Grunde ist dies allein noch kein Problem. Die Borstenwürmer vermehren sich - was insbesondere die kleineren Arten angeht - bei zu hohem Futterangebot in unseren Becken ausgesprochen gut. Durch die beiden Arten von Vermehrung, nämlich der geschlechtlichen und ungeschlechtlichen, entwickelt sich auch hier eine recht robuste Spezies. Manche Arten besitzen auch die Unart, bei Zertrennen der Tierkörper aus jedem Teilstück ein neues Tier heranwachsen zu lassen.
Es wurde auch schon öfters berichtet, daß Borstenwürmer das Silikon von der Aquarienverklebung durchbohren und somit ein Becken zum Auslaufen und den Besitzer an den Rand des Wahnsinns gebracht haben.
Als wir vor vielen Jahren "unsere" erste parasitäre Nacktkiemerschnecke im Becken entdeckten, waren wir zunächst einmal sehr beeindruckt von der wunderschönen Form einer Drentonotus-Art, die wegen ihrer fein gefiederten Körperanhängsel wie ein winziges weißes Spitzendeckchen an unserer Frontscheibe klebte.
An einen Parasiten verschwendeten wir zunächst noch keinen Gedanken. Erst als nach einiger Zeit morgens immer mehr dieser "zauberhaften Wesen" auftauchten, wurden wir stutzig. Wir hatten zu jener Zeit eine wunderschöne Broccolikoralle im Becken und ausgerechnet sie war offensichtlich die bevorzugte Nahrungsquelle dieser Tiere.
Fortan sammelten wir jeden Morgen die Schnecken an der Scheibe ab und auch unsere Broccolikoralle wurde ständig peinlich genauen Untersuchungen unterzogen, so daß wir dieses Problem recht schnell in den Griff bekamen. Bei diesen Dendronotus-Arten ist es nur leider nicht so, daß sie artspezifische Freßfeinde sind. Manche gehen auf Sinularien und Cladiellen, lassen aber z.B. Sarcophyton-Arten in Ruhe. Andere Arten gehen an alles, was ihnen bei ihren nächtlichen Raubzügen im Becken begegnet.
Bei den Nacktkiemerschnecken gibt es noch einige wenige Arten, die gelegentlich in unseren Becken leben, mithin also selten eingeschleppt werden.
Aus Ostafrika wurde von P.WILKENS und J.BIRKHOLZ eine Art beschrieben, die sich mit Vorliebe auf Weichkorallen der Familie Xeniidae, wie z.B. Cespitualia- oder Anthelia-Arten niederlassen.
Diese Schnecken vollführen ein Mimikry, durch das sie unglaublich gut an ihren Wirt angepaßt und somit natürlich sehr schwierig zu entdecken sind. Tagsüber, da auch dieser Parasit nachtaktiv ist, schmiegt sich das Tier in eine "Astgabel" seines Wirtes, völlig versteift. In diesen Zustand der Steifheit gerät das Tier ebenso bei Belästigungen. Mit etwas Aufmerksamkeit sind sie jedoch auszumachen und mittels einer Pinzette leicht abzulesen.
Eine weitere, bei weitem unattraktivere Nacktschnecke wurde von den bereits erwähnten Autoren auf Röhrenkorallen aus Indonesien und Singapur beobachtet. Da sie jedoch nicht allzu "häufig" importiert wird, möchte ich nicht genauer auf diese Tierart eingehen.
Fazit ist jedoch: auch die Familie der Nudibranchia ist groß, ebenso wie ihr Appetit. Sie sind - auch wenn man sie nur selten zu Gesicht bekommt - häufig im Becken präsent und so manches Tier, daß für uns ohne ersichtlichen Grund einging, geht auf das Konto dieser Parasiten.
Wir selbst besaßen ein wunderschönes Exemplar einer knallgelben Stylophora, bekannt unter dem deutschen Namen "Katzenpfötchenkoralle". Bei häufigen Beobachtungen fiel zunächst nur auf, daß das Tier seine Polypen immer weniger öffnete. Schließlich wurde ich eines Nachts, nachdem die Beckenbeleuchtung schon ca. 3 Stunden ausgeschaltet war, bei einer meiner nächtlichen "Taschenlampentouren" fündig: auf dem Tier saßen mehrere winzige kleine Fadenschnecken, die ihre Rückenkiemen wie einen Tentakelkranz eines Korallenpolypen von sich streckten. Diese Tiere saßen äußerst fest auf, ließen sich also nicht absaugen. Sie waren nur mittels eines spitzen Zahnstochers von der Steinkoralle zu entfernen. Dies ging jedoch nicht ohne Beschädigung des Tierstockes ab, so daß die Stylophora langsam aber stetig zurück- und schließlich ganz eingegangen war.
Wo sich diese Fadenschnecken am Tag aufgehalten haben, habe ich nie herausgefunden. Meistens ist auch über die Form der Vermehrung und das Vermehrungspotential zu wenig bekannt, um einer solchen Plage möglichst rasch Herr zu werden.
Mit der Familie der Nacktkiemerschnecken ist es aber noch nicht genug der Schnecken in unseren Aquarien.
Bei den Gehäuseschnecken gibt es ebenso eine Menge gefräßiger Arten.
Vor längerer Zeit habe ich in "MarinLife" einen Artikel über Porzellanschnecken und deren Nutzen in unseren Becken geschrieben. (Ebenfalls auf unserer Homepage!/KORALLIN)
Ich will mich deshalb an dieser Stelle nicht nochmals zu diesem Thema auslassen, rate aber jedem Aquarianer dringend, sich seine "Neuzugänge" aus der Familie "Cypraea" genau anzusehen, hier ist so mancher Wolf im Schafspelz dabei.
Auf einer Lytophyton arboreum entdeckten wir unmittelbar nach dem Kauf eine kleine Schnecke der Familie Ovulidae, ca. 1 cm groß, porzellanweiß mit rosafarbenen Punkten.
Der Mantel dieses Tieres war ebenso gefärbt. Eigentlich ein wunderschönes, sehr zerbrechlich wirkendes Tierchen, aber leider eben eine Raubschnecke, die in unseren Becken nichts zu suchen hat und deshalb schleunigst zu entfernen ist.
Auf Krustenanemonen wird aus dem Indopazifik recht häufig die äußerst parasitäre Gehäuseschnecke Heliacus areola eingeschleppt. Diese ca. 1 cm große Schnecke verfügt über einen langen Rüssel, mit dessen Hilfe sie die Krustenanemonen aussaugt. Diese Tiere sind jedoch leicht zu erkennen, sie sind schwarzweiß gebändert und somit auch gut zu entfernen.
Erwähnenswert erscheint mir noch die recht häufig vorkommende Schnecke Rapa rapa. Dieses Tier ist schon lange bekannt, selbst LINNE hat sie schon beschrieben. Das Gehäuse dieses Tieres ist wie ein Zwiebelchen geformt und kann ziemlich groß werden.
Sie halten sich vorwiegend an der Basis von z.B. Sarcophyton, Sinularia und Lobophyton auf. In der Regel fressen sie sich völlig in das Tier ein und fressen dieses sogar häufig leer.
Ein uraltes, aber stets aktuelles Thema sind für den Aquarianer die Krabben. Der eine freut sich über schön gemusterte Symbiosekrabben der Gattung "Trapezia" in seinen Steinkorallen, der andere äugt mißtrauisch auf Fraßspuren an Niederen Tieren oder Steinkorallen und vermutet Wollkrabben der Familie Dromiidae dahinter.
Manch einer kann aber keine Fraßspuren erkennen, wird aber in regelmäßigen Abständen an den Rand des Wahnsinns getrieben, wenn er stets nach der Häutung der Krabbe Scheren oder sonstige verräterische Teile entdeckt, anhand derer er erahnen kann, welche körperlichen Ausmaße dieser ungebetene Gast mittlerweile angenommen haben muß.
Sehr oft stellt sich dann heraus, daß er sich mit lebendem Gestein oder einer größeren Kolonie von Lederkorallen oder Krustenanemonen diesen gefräßigen Gesellen eingeschleppt hat. Wie das Schicksal so spielt, sind auch diese Tiere vorwiegend nachtaktiv und es gibt immerhin rund 150 Arten von ihnen.
Wie der Namen der Wollkrabben schon besagt, sind alle Dromiidae-Arten entweder stark mit Borsten besetzt oder behaart (dies ist auch schon das sicherste Kennzeichen dieser Parasiten).
Manche dieser Arten benutzen andere Tiere zu ihrer Tarnung und schleppen sie auf dem Rücken mit sich herum. Die "aufgesetzten" Tiere werden hierdurch stark geschädigt. Entweder fressen sie sich ihre Opfer "in Form" oder schädigen sie einfach dadurch, daß sie durch andere, stark nesselnde Tierkolonien schleppen. Ansonsten sind Woll- oder Borstenkrabben Allesfresser und machen selbst vor wehrhaften Tieren wie Seeigeln nicht halt. Zu fangen sind sie mit Muschelfleisch bestückten speziellen Fallen, die den Hummerreusen der Fischer recht ähnlich sehen. Man kann die Tiere aber auch, sofern man ihren Standort - dem sie im übrigen meist treu bleiben - kennt, erstechen. Ein Schaschlik-Spieß aus Metall oder ein ähnlicher Gegenstand kann hier gute Dienste leisten. Bei dieser doch sehr unkonventionellen Art sollte man jedoch kräftig zustoßen, um den Panzer zu durchbohren. Gelingt dies nicht, kann sie ihren Standort wechseln und läßt sich so schnell nicht wieder blicken.
Auch bei diesen Krabben gibt es eine Reihe von Winzlingen (5 - 8 mm), die ihren Wirten perfekt angepaßt sind.
Einschleppen kann man sich solche Tiere mit Weichkorallen der Familie Xeniidae, aber auch mit Sinularia-Arten. Sie bewohnen ihr Wirtstier dann paarweise. Man sollte deshalb solche Tiere sofort nach Erwerb gründlich auf Borstenkrabben absuchen und stets daran denken, daß diese Tiere äußerst beweglich und schnell sind.
Ein Entfernen ist unbedingt notwendig, da diese Krabben zu anderen Kolonien überwandern, sobald ihr Wirt derart geschädigt ist, daß er keinen "Sichtschutz" mehr bieten kann.
Als "alte" Aquarianer können wir natürlich auch zu dem Thema "Wollkrabben" eine Episode mit "Happy end" besteuern.
Wie ich die Krabbe dann schließlich fand und wir ihr mit "schwerem Gerät" auf den Panzer rückten, berichte ich hier in kürze!
Wir fanden in regelmäßigen Abständen in unserem Becken große, schwarze Scheren einer Krabbe. Weitere Hinweise auf die Beherbergung eines solchen Untermieters gab es ansonsten nicht. Einige Zeit später setzten wir mehrere kleine Tridacnas ins Becken, die dann eine nach der anderen über Nacht, ohne auch nur etwas anderes wie die Muschelschalen zurückzulassen, verschwanden. Und wir fanden im Laufe der Zeit immer größere Scheren.
Eines Nachts, nachdem die Beleuchtung schon lange ausgegangen war, machte ich bei einer meiner - durchaus üblichen - nächtlichen Taschenlampentouren eine winkende Krebsschere aus. Bei näherem Hinsehen mußte ich mit ansehen, daß jedes ,,Winken" das Herauszupfen eines Korallenpolypen darstellte. Vom Licht der Taschenlampe blieb die Krabbe gänzlich unbeeindruckt und fraß seelenruhig weiter. So weit - so gut: Als erstes wurde mein bereits schlafender Mann geweckt, dann die Bohrmaschine aus dem Keller geholt und in Windeseile das Becken, so gut es eben ging, umgeräumt, um an den Stein zu kommen, den die Krabbe offensichtlich bewohnte. Die hatte sich natürlich längst in das Steininnere zurückgezogen. Zunächst stocherten wir mit besagtem Schaschlik-Spieß und einem Schraubenzieher in dem Loch herum, an dessen Ende wir die Krabbe vermuteten. Aber dumm war die nun auch wieder nicht und verbarrikadierte sich mit einem kleinen Stein in ihrem Loch. Nun half nichts mehr außer der Bohrmaschine. Daß die Krabbe dann bei einem vor Wut schäumenden Aquarianer und dessen Bohrmaschine keine Chance mehr hatte, versteht sich von selbst. Das Tier hatte einen Panzerdurchmesser von mindestens 5 - 6 cm. Wir waren beeindruckt.
Seesterne - auch sie sind uns Aquarianern bestens bekannt. Primär erwähnenswert erscheint mir hier der kleine graue Seestern. Wer sie hat, wird sie äußerst schwer wieder los , und durch ihre geringe Größe ab 2mm bis ca. 1.5 cm) und ihr wunderbares Tarnkappengrau - sie haben exakt die Farbe von grauem Gestein - lassen sie ganz einfach durch Ableger von Becken zu Becken schleppen. Zudem verfügen sie über ein erstaunliches Vermehrungspotential. Wer genau hinschaut, findet selten ein Tier mit allen Armen, und dies auch noch unbeschädigt. Meist fehlt mindestens einer, der gerade irgendwo dabei ist, sich zu einem kompletten neuen Seestern zu ,,erweitern", und dies ist schließlich nicht die einzige Art der Vermehrung.
Und wie kommt man diesen kleinen Ungeheuern bei? Da sie auf den ersten Blick keinen Schaden anrichten, werden die meisten Aquarianer erst hellhörig, wenn die Seesterne ganze Steine bedecken morgens in riesiger Menge an den Aquarienscheiben hängen. Und wenn dann noch einer seine so schöne Kalkrotalgen plötzlich verschwinden sieht, dann sollte er handeln.
Als erste Hilfe hat sich das morgendliche Absammeln von den Aquarienscheiben bewährt. Von den Steinen bekommt man sie fast nicht ohne Beschädigung - sprich Abreißen von Armen - ab. Mit einem dünnen Rohr unter Zuhilfenahme einer leistungsstarken Pumpe kann sie absaugen. Es wird aber stets eine Menge Ritzen und anderer Stellen geben, die für den pumpenbewehrten Aquarianer dennoch unerreichbar bleiben.
Unser großes Aquarium war mit diesen Seesternen stark befallen, und wir waren deshalb glücklich, aus unserem Bali-Urlaub ein Pärchen Harlekin-Garnelen mitgebracht zu haben. Die Freude an diesen Tierchen währte jedoch nicht lange, denn wir besitzen einen Mirakelbarsch. Auch mein eigenes Becken war extrem stark befallen. Meine wunderschönen roten Kalkrotalgen waren gänzlich verschwunden. Das Ablesen der Seesterne war bei mir nicht so einfach, da mein Becken am oberen Rand einen rundum geklebten Steg hatte. Entweder fielen die Tiere vor erreichen der Oberfläche wieder zu Boden oder ich brachte sie nur beschädigt aus dem Wasser. Welch ein Glück, als ich bei einem Händler eine Harlekin-Garnele kaufen konnte (einen Mirakelbarsch gab es in meinem Becken nicht). So klein dieses Tier auch war, es fraß sich regelrecht durch die Menge Seesterne. Binnen kürzester Zeit war mein Becken seesternfrei - und meine kleine Harlekin-Garnele von nun an hungrig. Die kalkrotalgen kamen schnell wieder und auch sonst verbesserte sich mein Becken enorm, aber meine Harlekin-Garnele war immer noch hungrig.
So begann ich, im Becken meines Mannes täglich an Seesternen zusammenzuklauben, was ich finden konnte. Jeden Tag kam die Garnele an einen bestimmten Platz im Aquarium, wo ich ihr die Seesterne hinlegte. Aber ihren Hunger (vom Appetit ganz zu schweigen) konnte ich kaum stillen, wahrscheinlich wurde ihr Leidensweg, nämlich der langsame Hungertod, durch die täglichen Seesternalmosen nur unnötig verlängert. Ersatzfutter wurde trotz großer Bemühungen und immensem Einfallsreichtum nicht genommen und bei keinem Händler waren irgendwelche Seesterne zu bekommen, die man hätte als Futter anbieten können.
Daher mein Rat: Zur Bekämpfung von Seesternen bitte keine Harlekin-Garnele einsetzen! Dieses wunderschöne, scheue Tier ist zum Tode verurteilt, sobald die Seesterne ausgerottet sind. Lieber jeden Morgen Sterne an den Scheiben einsammeln Dies ist genauso effektiv, es dauert nur etwas länger und man beteiligt sich nicht an der sinnlosen Verkonsumierung dieser seltenen Garnelen.
Unsere Aquarien beherbergen aber auch einige Gäste, die nicht parasitär, sondern kommensalisch leben. Kommensale bedeutet schlicht: ,,Mitbewohner". Diese Tiere leben auf anderen, ohne diese zu schädigen, aber aus der Verbindung unbedingt Nutzen ziehen.
Als wir in unserem Becken noch eine Vielzahl von Lederkorallen und Weichkorallen pflegten, beherbergte die Gattung Lobophyton regelmäßig Rippenquallen. Das eigentliche Tier war nur zu erkennen, wenn die Lobophyton eingezogen war. Ansonsten waren nur die Leimruten, die sehr lang als dünne Fäden mit kammartigen Seitenzweigen ins Wasser reichen, zu erkennen. Diese Rippenquallen ernähren sich von den selben Planktonorganismen wie ihre Wirte. Nur ist eben die Fangquote von einem ,,Hochsitz" aus besser. Auch manche Krebse, z.B. eine Reihe Knallkrebse, leben kommensalisch. Bekannt aus dieser Familie sind uns allen die Alpheusarten, die in Symbiose mit Grundeln und auch anderen Fischen leben.
Ich selbst konnte das Dasein eines Kommensalen sehr gut an einer Gorgonie, einer Swiftia Exerta, beobachten. Mit dieser Gorgonie zogen in mein Becken auch drei kleine, kommensalische Schlangensterne ein. Sie waren schwarzweiß (creme?) gefärbt und haben sich ganz fest um eine Zweiggabel ihres Wirtes geklammert. Tagsüber waren nur schwarzweiß gestreifte Kügelchen zu sehen, auch bei den regelmäßigen Futtergaben tat sich nichts. Nur nachts, wenn das Licht schon lange ausgegangen war, streckten sie ihre kleinen Ärmchen weit ins Wasser, um Nahrung zu finden.
Allerdings verschwanden auch sie mit der Zeit.Man könnte das Thema der ungebetenen Gäste endlos weiterführen, von den kommensalen zu den Symbioten kommen usw. usw. Dies würde natürlich viel zu weit führen. Ich wollte nur auf einige wichtige Parasiten, mit denen wir eigentlich tagtäglich zu kämpfen haben oder tagtäglich dankbar um deren Ausbleiben sind, und deren Bekämpfung hinweisen. Trotz allem dürfen wir nicht übersehen, daß nicht jedes unbekannte Wesen in unserem Becken parasitär lebt, sondern durch seine Anwesenheit das Biotop ,,Korallenriff im Wohnzimmer" bereichern kann.
Fazit ist jedoch, schon beim Erwerb eines Tieres - auch aus dem Becken eines befreundeten Aquarianers - dieses genauestens auf Schädlinge zu untersuchen. Oft können sie problemlos entfernt werden oder man badet das Tier kurz in Süßwasser. Und damit hat man sich vieles erspart - nämlich den Verlust eines schönen Tieres, das, sei es auch noch so "gewöhnlich", ein Wunderwerk der Natur ist und somit unbedingt schätzenswert für jeden verantwortungsbewußten Aquarianer sein sollte!