Glasrosen
Die
Möglichkeiten der Eindämmung bei Massenvermehrung
von Anton Gabriel
So
herrlich ein Salzwasseraquarium ist, wenn sich Tiere vermehren und
plötzlich aus dem "Nichts" entstehen, so lästig kann es sein,
wenn sich z.B.: Glasrosen in hoher Zahl einstellen und schön
langsam das Bild des Aquariums beherrschen. Früher oder
später bekommt jeder Salzwasseraquarianer wohl dieses Problem und
dann geht die Suche nach Abhilfe an, denn diese lästigen kleinen
Rosen nesseln recht stark und drängen andere Riffbewohner
zurück.
Der Einsatz von Glasrosenfressenden
Fischen ist wohl nur in sehr großen Becken möglich, weil
sonst der "Nachschub" fehlt und der Fisch nach getaner Arbeit leicht
verhungert.
So habe ich mir andere
Möglichkeiten angesehen um das Problem anzugehen. Nachdem auch in
meinem Minibecken mit irgend einem lebenden Stein diese Rosen
eingeschleppt wurden und diese sich sehr rasch vermehrten gab es genug
Versuchsobjekte. Man sollte recht früh mit der Bekämpfung
beginnen, da sich die Rosen wenn sie größer werden sehr
rasch vermehren und wenn sie kleiner sind leichter vernichtet werden
können.
1.) Abschaben:
in der Literatur nicht empfohlen, da
auch aus geringsten Resten wieder ganze Tiere wachsen. Tatsächlich
ist es aber eine gute Möglichkeit Glasrosen die sich auf einer
Glasscheibe des Aquariums festgesetzt haben wirkungsvoll zu entfernen.
Dazu dreht man eventuelle Filter und Umlaufpumpen sowie Abschäumer
ab (ruhiges Wasser) und richtet sich einen feinmaschigen Kescher
(Futternetz) und so einen mit Rasierklinge ausgestatteten
Scheibenreiniger her. Jetzt geht man mit dem feinmaschigen Netz unter
die Glarose und schabt mit einem festen Zug die Glasrose vom Untergrund
in das Netz. Sitzt sie auf Rotalgen, dann ist die Lösung
hundertprozentig - es bleibt keinerlei Rest.
2.) Chemisch:
Meist machen es uns die Glasrosen nicht
so einfach, daß sie alle feinsäuberlich auf den Glasscheiben
sitzen - sie besiedeln oft Steine und Winkel und ziehen sich blitzartig
zurück wenn eine Störung auftritt. Wie fast alle Blumentiere
brauchen sie aber Licht - so findet man sie eigentlich leicht.
In der Literatur kann man nun lesen,
daß man den Glasrosen mit einer Injektionsnadel einen Tropfen
einer für diese bedrohlichen Flüssigkeit einspritzen soll um
sie so zu vernichten. Injektionsnadeln mit Metallspitze schlugen bei
meinen Versuchen fehl, da es fast unmöglich ist, die Glasrose zu
erwischen bevor sie sich zusammenzieht und andererseits die Metallteile
in der Spritze sehr rasch durch die aggresiven Flüssigkeiten
zerstört werden.
Besser gelangen die Versuche mit
Injektionsnadeln aus Kunsstoff (Apotheke), die werden bei den Aktionen
nicht zerstört, dem Stich mit der Nadel entgehen aber auch so
praktisch alle Glasrosen. Nachfolgend eine Übersicht der Methoden
und deren Wirksamkeit:
Bei allen Methoden dreht man wie oben
beschrieben alle das Wasser bewegenden Anlagen ab und aktiviert erst
wieder nach der Bekämpfung.
Methode mit
Wasserstoffsuperoxyd H2O2:
Dazu verwendet man etwa 6 prozentiges
Wasserstoffsuperoxid welches man sich in der Apotheke herstellen lassen
kann oder aus dem käuflichen 30-prozentigen (achtung ätzend)
selber mit destilliertem Wasser verdünnt. Man füllt in die
Injektionsnadel etwa 3 bis 4 Tropfen (man probiert vorher aus, wiviel
man aufziehen soll) und geht dann langsam an den Standort der Glasrose
und spritzt das Wasserstoffsuperoxyd möglichst genau auf die
Glasrose und in das Versteck, wenn sie sich zurückzieht.
Ergebnis: praktisch Null - die Glasrosen
fühlen sich von der in Publikationen beschriebenen Methode kaum
belästigt.
Maximale Anwendung pro Woche: 10
Millilter oder 200 Tropfen 6 - prozentiges Wasserstoffsuperoxyd.
Methode mit
Calziumhydroxyd:
Man verwendet sogenanntes Kalkwasser,
welches auch zur Erhöhung des Calziumgehaltes im Salzwasser oft
angewandt wird und einen PH-Wert über 12 hat. Die Methode ist
wieder die wie bei H2O2 beschrieben.
Ergebnis: praktisch Null. Ich konnte
keine der widerstandsfähigen Rosen damit ernsthaft gefährden.
Maximale Anwendung: unbedenklich, da die
Mengen sehr gering sind
Methode mit
Salzsäure:
Man verwendet dazu etwa 15-prozentige
Salzsäure, die man aus technischer Salzsäure (etwa 30
Prozent) durch Verdünnung 1 zu 1 gewinnt (achtung Salzsäure
ist ätzend !). Die Methode ist dieselbe wie bei H2O2 beschrieben.
Ergebnis: erstmals waren die Glasrosen
deutlich geschädigt, eine Vernichtung gelang etwa zu 20 Prozent
(jede Fünfte erschien nicht mehr nach einem Tag).
Mximale Anwendung pro Monat: 26 Tropfen
Salzsäure mit 15 Prozent senken in 100 Liter Salzwasser
(Karbonathärte etwa 9) den pH-Wert von 8,35 auf 7,9. Man verwendet
daher maximal die Häfte, das sind also 13 Tropfen auf 100 Liter.
Nachteilig ist die geringe Erfolgsquote und die ungewollte Absenkung
des pH-Wertes.
Methode mit
Natronlauge:
Man verwendet etwa 20-Prozentige
Natronlauge, die man durch 1 zu 1 Verdünnung der tecchnischen
Natronlauge (40-prozentig) mit destilliertem Wasser herstellt (achtung
Natronlauge ist ätzend). Die Methode ist wieder die wie bei H2O2
beschrieben. Etwa 3 Tropfen werden auf die Rose und in das Versteck
gespritzt, wo sie sich zurückzieht. Es bildes sich durch den
PH-Wert der Lauge (fast 14) sofort weißliches Magnesiumhydroxyd
in und um das Versteck der Rose, welches recht beständig (keine
Wasserbewegung) dort bleibt und nachhaltig auf die lästige
Glasrose "einwirkt". Man kann dise weiße Schicht ruhig bis zu
einer Viertelstunde belassen und dann durch Einschalten der
Umwälzung im Becken verteilen.
Ergebnis: diese Methode erwies sich als
wirksam. Schon das Aufspritzen der Lauge zersetzt die Rose sichtbar und
die lange Einwirkung tut den Rest. etwa 50 bis 75 Prozent Erfolgsquote
sind zu erreichen wobei besonders bei kleinen Rosen, die nach oben aus
einem kleinen Loch schauen (Lauge fließt nicht weg) eine fast
hundertprozentige Erfolgsquote erreichbar ist.
Maximale Anwendung pro Monat: 64 Tropfen
einer 20-prozentigen Natronlauge erhöhen in Salzwasser den PH-Wert
von 8,35 auf 8,85. Man nimmt nur die Hälfte also etwa 30 Tropfen
pro 100 Liter. Der PH-Wert wird also geringfügig erhöht, was
im Salzwasser sowieso meist gewollt ist (Tendenz des PH-Werte zu
sinken).
Methode mit Kalkbrei:
Man gibt in ein kleines
hitzebeständiges Glas etwa 30 Milliliter dest. Wasser und einen
Teelöffel Kalk (Calziumhydroxyd) - rührt um und erhitzt den
Brei in der Mikrowelle bis es kocht. Die Konsistenz sollte breiig und
nicht tropfend sein. Man saugt mit einer Pipette den erkalteten Brei an
und "mauert" die Glasrose damit praktisch ein.
Erfolgsquote: 100 Prozent! Die Reste des
Kalkbreis lösen sich langsam im Salzwasser auf. Ich verwende nur
mehr diese Methode.
Bei allen Methoden sollte man nicht mehr
als 5 Rosen pro 100 Liter auf einmal vernichten, da das Wasser
natürlich durch die Reste der Rosen belastet wird und durch
Abschäumung etc. erst wieder einige Tage aufbereitet wird. Bei den
Methoden mit Salzsäure und Natronlauge bleiben auf den Steinen
helle Flecken (ohne Kalkrotalgen) zurück, die erst durch
Nachwachsen der Kalkalgen wieder verschwinden.
Beim Umgang mit den konzentrierten
Lösungen entsprechende Vorsicht walten lassen (Angaben des
Verkäufers beachten).
Viel Erfolg, Anton Gabriel