Auch Borstenwurm fangen kann spannend sein!
Ein Bericht von Günter Jakob, Ulm

Bei einer meiner täglichen Fütterungsaktionen fiel ein Futterbrocken auf den Boden meines Aquariums. Bevor ich dieses Futterstückchen wieder aufnehmen konnte, schnappte ein Monster von einem Borstenwurm danach, stülpte sein riesiges Maul darüber und verschlang es sehr schnell.

Während ich dem Borstenwurm bei seinem Treiben zusah, gingen mir die seltsamsten Gedanken durch den Kopf. Was war eigentlich mit der hübschen Schläfergrundel, an der wir alle große Freude hatten?

Wann hatte ich diese eigentlich zum letzten mal gesehen? Wer hatte den recht schönen Arm von meiner Litophyton arboreum abgebissen? Von meiner kleinen Tridacna war nur noch die Schale übrig geblieben. Sie war aus bis dahin unerklärlichen Gründen eingegangen. Langsam dämmerte es mir, und ich sah in dem Borstenwurm / den Borstenwürmern den / die Übeltäter.

Mein Entschluß war daher schnell gefaßt: Mein Becken sollte borstenwurmfrei werden!

Also mußte eine Borstenwurmfalle gebaut werden.

Ich besorgte mir ein Rohr aus Plexiglas. Aus Plastikfliegengitter wurde mit Hilfe einer Klebepistole ein Reuseneingang gefertigt. Das Rohr ist etwas mehr als 25 cm lang, so daß auch ein Riese von einem Borstenwurm auf jeden Fall mit Kopf und Schwanz in der Falle sitzt und sich nicht wieder rückwärts aus der Reuse entfernen kann.

Für beide Rohrenden wurden Sektkorken aus Kunststoff zurechtgeschnitten und mit dem Fliegengitter aus Kunststoff überzogen. Es ist unbedingt darauf zu achten, daß das Wasser durch die ganze Falle strömen kann. Ein Stück Angelschnur dient zum Versenken und Entnehmen der Falle.

Als Köder benutzte ich Fischpellets, wie sie bei der Forellenzucht angewandt werden. Der Durchmesser der Futterbrocken beträgt 6 mm. Dieses Futter befindet sich unerreichbar für ,,Borsti" in einem verschlossenen Futtersäckchen aus dem gleichen Material wie der Reuseneingang.

Borstenwürmer, die sich teilweise ins Giller bohren, können, wenn sie abgetötet sind, ausgebürstet werden. Bei meiner Konstruk-tion können der Reuseneingang und das Futterkörbchen zur Reinigung aus dem Rohr herausgezogen werden.

So, und nun wünsche ich all' jenen, die sich zum Nachbau meiner Falle entschließen und die damit auf die Jagd gehen wollen, ein frohes Fangen und viel Erfolg! Vielleicht kann mein Rekord von an die 200 ,,Borstis" gebrochen werden.



 




 


Jetzt wurde am Abend das erste Mal meine Falle versenkt. Ich wählte eine gut durchströmte Stelle aus und wartete ab. Was sich nun abspielte war toll. Alle meine Beckenbewohner kamen eilends angeschwommen oder angekrochen. Jeder wollte etwas zu fressen haben. Fische, Schlangensterne, ja sogar Schnecken versuchten ihr Glück, an den vermeintlichen Leckerbissen ranzukommen. Aber für sie alle war der Reuseneingang zu eng. Borstenwürmer waren zunächst keine zu sehen.

Am nächsten Morgen wurde mein nächtlicher Fangerfolg (oder Mißerfolg?) sofort kontrolliert. Ich staunte nicht schlecht!

Die Falle war voller Borstenwürmer. Mit 5-6 Würmern hatte ich höchstens gerechnet, aber beim Entleeren der Falle zählte ich sage und schreibe 14 Stück!

Am Abend wurde die Falle wieder ,,scharf" gemacht. Ich wollte mich schließlich davon überzeugen, daß ich auch alle Borstenwürmer gefangen hatte. Was ich die nächsten Tage erlebte, war einfach phantastisch!

Im Schnitt fing ich täglich 8 - 12 Borstenwürmer, und das über 10 Tage hinweg. An einem Tag, an dem dieser Bericht entstand, fielen weitere 11 Tiere meiner Falle zum Opfer. Wir alle sind sehr gespannt, wann dieser Fangerfolg ein Ende hat. Und nun -was tun mit so vielen Borstenwürmern?

Die entnommenen Tiere werden am raschesten in heißem Wasser abgetötet. Aber Achtung!

Die Würmer nicht mit der Hand berühren, da die Borsten sehr leicht in die Haut eindringen und ein äußerst unangenehmes Brennen hervorrufen.

Borstenwürmer, die sich teilweise ins Gitter bohren, können, wenn sie abgetötet sind, ausgebürstet werden. Bei meiner Konstruktion können der Reuseneingang und das Futterkörbchen zur Reinigung aus dem Rohr herausgezogen werden.

So, und nun wünsche ich all' jenen, die sich zum Nachbau meiner Falle entschließen und die damit auf die Jagd gehen wollen, ein frohes Fangen und viel Erfolg! Vielleicht kann mein Rekord von an die 200 ,,Borstis" gebrochen werden.


© KORALLIN